Smartphone-Sucht – Eine neue Epidemie, die über uns hereinbricht?
|Hand aufs Herz. Wie oft fiel Ihr Blick heute schon auf das Smartphone, obwohl es nicht einmal geklingelt hat? Garantiert wissen Sie es nicht, obwohl man ständig das Handy in der Hand hat. Beobachten Sie es einmal selber. Setzen Sie sich in ein Café und schauen Sie zu, wie oft die Leute nach ihrem Smartphone greifen, einen Blick auf das Display werfen und es wieder zurücklegen. Wie oft haben Jugendliche das Handy in der Hand und tippen wie die Weltmeister, vorwiegend ihre Statements auf Facebook, Twitter oder Google. Oft reagieren die Menschen nicht einmal, wenn man sie während dieser Aktionen anspricht. Sie sind eins mit ihrem Handy.
Wie wird man die Smartphone-Sucht wieder los? Gibt es Mittel und Wege?
Der Blick auf das Smartphone ist verführerisch. Es könnte ja etwas Neues geben, und wenn man nicht genau aufpasst, dann erfährt man womöglich als Letzter davon. Statistiken zeigen, dass gerade die jüngere Generation, allen voran die Jugendlichen, das Smartphone als einen natürlichen Begleiter im Alltag sehen. Der Konsum allerdings wird immer bedenklicher.
Ungefähr 66 % der Jugendlichen sagen von sich selbst, dass die zu viel Zeit am Smartphone verbringen. Die aktuelle „JIM-Studie“ belebt entsprechende Zahlen. Zum Zweck der Erhebungen wurden insgesamt 1200 Jugendliche zum Thema Smartphone befragt. Mehr als die Hälfte der jungen Smartphone Benutzer sagen weiter aus, dass sie sogar oft genervt sind aufgrund der großen Flut der Nachrichten. Aber warum bitte schaltet man das Gerät dann nicht einfach ab? Auch dazu haben die Nutzer die passende Erklärung.
Die reine Vermutung, etwas zu verpassen, hindert dem Nutzer am Abschalten
Jeder Vierte der Studienteilnehmer gibt als Antwort auf die Frage, warum er nicht einfach das Smartphone abschaltet zur Antwort, er hätte Angst, dass er bestimmte Dinge nicht erfährt, wenn er sein Gerät abschaltet. Aber warum ist das so, woher kommt dieser Drang. Als es noch keine Handys oder Smartphones gab, haben die jungen Menschen doch auch nichts verpasst? Diese Erklärung lassen die Jugendlichen nicht gelten.
Lediglich die Medienpsychologin Eva Skottke kann darauf eine erklärende Antwort geben. Sie bestätigt auch, dass es diese Angst schon immer gab. Es ist ein Ur-Bedürfnis, das die Menschen hier leitet. Jeder möchte ein Teil der sozialen Gesellschaft sein, möchte dazugehören. Die Befürchtung, aus dieser Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, unterstützt den Zwang, immer alles zu erfahren.
Je mehr das Smartphone in unseren Alltag gerückt ist, umso mehr hat sich auch der Druck auf die Nutzer, vor allem die Jugendlichen, ausgebreitet. Gerade unter Gleichaltrigen ist der Druck außergewöhnlich hoch. Wer sich nicht am Gruppen-Chat beteiligt, muss befürchten, nicht an die nötigen Informationen zu kommen und ohne diese Informationen kann man in der Gruppe keine Kommunikation betreiben.
Beängstigend, es gibt keine echte Alternative zu Smartphone und Co.
Der Internetsoziologe Stephan Humer erklärt die Situation noch etwas genauer. Die Jugendlichen treffen sich nicht mehr auf dem Schulhof oder irgendwo auf der Straße und reden miteinander, tauschen Informationen aus. Dies geschieht mittlerweile nur noch über die elektronischen Geräte. Und da neun von zehn Jugendlichen ein Smartphone besitzen, gibt es auch keine echte Alternative, diesem Gruppenzwang zu entgehen. Das Handy ist bereits so in den Alltag integriert, dass man es als normalen ständigen Begleiter betrachtet. Keiner merkt mehr, dass er ständig einen Blick auf das Display wagt und fast schon enttäuscht ist, wenn es nichts Neues gibt.
Die negativen Eigenschaften des Smartphones
Psychologen erklären, dass das Handy ablenkt und dadurch die Konzentrationsfähigkeit beeinflusst. Unterhaltungen mit einem Gegenüber werden oft nur oberflächlich geführt. Das alles führt wieder zu zusätzlichem Stress, der die Jugendlichen schwerst belasten kann.
Das Handy oder Smartphone zeigt aber auch positive Seiten. Es hilft dabei, eine eigene Identität aufzubauen. Dies funktioniert aber auch, wenn man das Gerät nicht in Dauernutzung hat. Die Medienpsychologin verwundert es aber auch nicht, dass die Jugendlichen so extrem an ihrem Smartphone hängen, obwohl sie wissen, dass es ihnen nicht gut tut. Sie vergleicht es mit Facebook und sagt: „Das ist das gleiche Phänomen wie bei Facebook. Jeder weiß: Meine Daten sind nicht sicher. Aber man nutzt es trotzdem.“ Also doch eine Sucht, der man einfach nicht widerstehen kann.
Aber nicht nur Jugendliche sind davon betroffen, diese Sucht, immer das Smartphone bei sich tragen zu müssen, zieht sich durch alle Altersklassen. Haben die Leute allerdings auch andere Interessen, wie zum Beispiel gemeinsame Ausflüge mit Freunden, Unternehmungen in der Freizeit, wie Bowling, Skifahren oder dergleichen, dann gerät das Smartphone schnell in Vergessenheit. Vielleicht sollte man einfach wieder mehr attraktive Aktivitäten anbieten, um die Menschen von ihren Smartphones abzulenken und den zwischenmenschlichen Kontakt zu fördern.